Auf Einladung von Dr. Sebastian Voigt, Leiter des Urweltmuseums Geoskop Pfalz, verbrachten wir erlebnis- und erkenntnisreiche Tage in dieser schönen Gegend. Die erste Station brachte uns zum Staunen: was für ein großartiges Museum in Nierstein, welch phantastische Sammlung! Wer sich für Fossilien interessiert, der muss das gesehen haben. Dank nochmals an dieser Stelle an Harald Stapf und sein Team für die Führung und die Sammeltipps.
Nicht weniger interessant ist das Urweltmuseum auf dem Gelände der Burg Lichtenberg, eine der größten Burgen Deutschlands. Dank Dr. Voigt konnten wir auch die Präparationswerkstatt und das Depot besichtigen. Ein Highlight beim Rundgang: die Fundgeschichte von Stenokranio boldi, der erst vor wenigen Jahren neu entdeckten Ursaurierart.
Im Steinbruch am Remigiusberg konnten wir uns dann selbst ein Bild von der Fundstelle machen und auf Fossiliensuche begeben. Vor 300 Millionen Jahren war an dieser Stelle ein ca. 70 km langer See, in den Flüsse mündeten. Die Ufer waren bewachsen. Amphibien, Fische, Ursaurier und andere Tiere lebten hier. Einige Überreste konnten dank Hammer und Meißel geborgen werden.
Ausflügen zu Fundstellen der näheren Umgebung brachten weitere Fossilienfunde zutage.
Herzlichen Dank an Dr. Voigt für diese tolle Zeit in der Pfalz!
Hinweis: Der Eintritt in den Steinbruch am Remigiusberg bedarf einer Genehmigung durch den Betreiber.
Zur zweiten Exkursion 2024 hatten wir uns eine Grubenbefahrung vorgenommen. Unser Ziel war diesmal das Gersdorfer Revier welches zwischen den Kleinstädten Roßwein und Nossen liegt. Dieses recht ausgedehnte historische Bergbaugebiet bildet den nördlichsten Bereich des Freiberger Lagerstättenbezirkes, befindet sich geologisch aber bereits im Sächsischen Granulitgebirge. Die Lagerstätte wird zur fluorbarytischen Bleierzformation (fba) gerechnet, weist aber auch Anzeichen der eq-Formation auf. Die steil einfallenden Gänge mit Mächtigkeiten von 0,2 bis 2 m, selten bis zu 4 m, durchziehen den Flasergabbro und enden am auflagernden Phyllit mit meist reicher Vererzung unterhalb dieser Gesteinsgrenze. Diese Gesteinsgrenze war an mehreren Stellen markiert und gut sichtbar. Weitere Anbrüche von reichen Silbererzen sind bekannt, generell nimmt die Vererzung aber mit zunehmender Teufe ab. Neben der beachtlichen Silbergewinnung wurden schon sehr früh Mineralstufen geborgen und verkauft. In vielen namhaften Sammlungen auch im Ausland befinden sich daher sehr gute Stufen von Gersdorf. Auch bei unserer Befahrung konnten wir noch einige schöne Quarzkristalldrusen anstehend in einem hier erzleeren fba-Gang bewundern (absolutes „Klopf-Verbot“!). Der Bergbau im Revier ist bereits für das frühe 13. Jahrhundert nachweisbar. Die wassertechnischen Anlagen des Bergbaus aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind hier hervorragend erhalten und stellen so ein kulturhistorisch äußerst wertvolles Denkmal der sächsischen Bergbaugeschichte dar. Das Gersdorfer Bergbaugebiet ist seit 2019 ein Bestandteil des UNESCO –Welterbes „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“. Los ging es am Samstag, dem 15.06.2024. Treffpunkt war der Parkplatz Wolfstal nahe der Hauptstraße nach Roßwein. Leider war an diesem Vormittag nicht so eine sommerliche Witterung wie die Tage zuvor. Leichter Regen und ein kühler Wind begleiteten uns auf dem Weg durch das Tal der Freiberger Mulde. Nachdem wir den Fluss hinter uns gelassen hatten, ging es den Erzweg entlang durch einen Hochwald. Bald führte der Weg zum gut gesicherten Mundloch des Adamstollns. Hier wurden wir durch Wolfram Petritz, Mitglied des Vereins „Segen Gottes Erbstolln e. V.“, herzlich willkommen geheißen. Dann hieß es Einweisung, Helm auf, Geleucht an und los ging die Befahrung der Grube über den Adamstolln. Der Adamstolln, seit 1680 nachweisbar, ist schon recht früh aufgefahren worden mit dem Ziel, die Grubenbaue im Gersdorfer Bergbaugebiet zu entwässern. Alle wichtigen Schächte, später auch die neuen Schachtanlagen, wurden angeschlossen. Dies dauerte allerdings recht lange und war auch von Rückschlägen betroffen. Im ausgehenden 18. Jahrhundert ist auch die Erzaufbereitung rationeller gestaltet worden. Eine Scheidebank am „Josephschacht“ erhielt eine Sturzrolle von 68 m Teufe bis in einen Erzbunker im Niveau Adamstolln. Der Wasserabzug des Adamstolln ist zu einem Erzkanal, nach Vorbild des „Churprinzer Canals“, erweitert und auch der „Adamstolln“ selbst für den Kahnbetrieb vorgerichtet worden. 1833 wurde der Adamstolln mit einer Gleisanlage für die Förderung der Erze versehen. Neben der Wasserabführung war nunmehr auch die beste und kostengünstigste Förderung der Erze in die Aufbereitung möglich. Besonders interessant war die Besichtigung der “Brendelschen Wassersäulenmaschine“ von 1833 im Josephschacht, der ersten mit zwei Druckzylindern untereinander, sowie einer weiteren von 1863. Es sind die einzigen der insgesamt drei in Sachsen noch erhaltenen Wassersäulenmaschinen, die problemlos zugänglich sind. Für die Maschinen wurden gewaltige Gewölbe im Bereich der Stollnsohle angelegt. Diese und die Maschinen sind noch heute sehr gut erhalten, wenn auch alterungsbedingt mit reichlich Rost und Patina versehen. Nach erfolgreichen Betriebsjahren war durch den Preisverfall des Silbers in den 1880 Jahren keine gewinnbringende Unternehmung mehr möglich. So erfolgte1885 die endgültige Betriebseinstellung aus wirtschaftlichen Gründen. Unser ganzer Dank gilt Wolfram Petritz vom Verein Segen Gottes Erbstolln. Er gestaltete für uns eine sehr interessante Untertageführung, mit vielen beeindruckenden Momenten. Wir wünschen dem Verein „Segen Gottes Erbstolln“ eine erfolgreiche Fortführung seiner Arbeit bei der Erhaltung der bergbaulichen Zeugnisse und Traditionen im Gersdorfer Bergbaurevier.